Pseudo objektiver Test von PDA-GPS Systemen in CT 13/2004

  • Hallo Zusammen,


    ich komme nochmals auf den in CT 13/2004 erschienen sogenannten Test von 3 GPS-Programmen zurück, Titel "Fußmarsch digital, Wanderkarten auf Pocket-PCs". Jeder GPS-Anwender, der sich etwas in dieser Szene auskennt, weiß, dass es wirklich 3 Marktführer gibt, allerdings verwundert die Auswahl von Herrn Röbke-Doerr (roe): unter den 3 Kandidaten ist für diese Anwendungen ein völliger Unbekannter (Strepla), während der Marktführer aus dem deutschen Lager, TTQV fehlt. Sicher, für den gewählten Untertitel (Wanderkarten auf Pocket-PCs) ist dies noch richtig, denn TTQV/Pathaway läuft bisher nur unter Palm-OS (bekanntermassen ist die PPC-Version in Entwicklung). Übrigens wird nach dem CT-Artikel jedem objektiven GPS-Anwender sofort klar, warum Strepla für die Anwendung zum Wandern völlig ungeeignet ist.


    Aber warum diese Einschränkung auf PPC im Untertitel? CT hat sich in der Vergangenheit immer bemüht, auch die Nicht-Bill-Gates Welt anspruchsvoll zu vertreten, z.Bsp. Linux, Knoppix. In den bisherigen PDA-Artikeln gehörte die Palm-OS Welt zum festen Bestandteil der Berichterstattung, ja selbst roe hat in seinen Artikeln (Beispiel "Kleine Pfadfinder, Routenplaner mit GPS-Anbindung für Windows CE und Palm OS", CT4/01) gezeigt, dass sein Horizont nicht auf die Windows-Welt beschränkt ist.


    Zum Inhalt des Artikels selbst: das, was roe von seinen Testkandidaten an EIGENSCHAFTEN recherchiert hat, ist weitgehend richtig, nur, die von ihm daraus abgeleiteten Beurteilungen, Empfehlungen und das Fazit können nur ein Kopfschütteln auslösen. Solche Erkenntnisse können nicht von einem Anwender kommen, der GPS in der Praxis, also für Tages- und Mehrtagestouren in verschiedenen Gebieten einsetzt. Auch wenn roe bereits mehrere GPS-Artikel geschrieben hat und damit langjährige GPS-Erfahrung haben sollte, kommt diese offensichtlich vorwiegend vom Segelflug, von kurzen "Test"-Spaziergängen im Harz oder vom Autofahren, aber nicht aus der Praxis der Outdoor Anwendung.


    Wer jemals eine komplette Karte gescannt hat, sei es als Eigenscan mit Montage oder DIN-A4 Schnipsel oder als Dienstleistung eines Scandienstes, und diese dann kalibriert hat, wird mit Handkuss auf die fix und fertigen, digitalen Karten der deutschen, österreichischen und Schweizer Vermessungsämter, des Deutschen Alpenvereins, Magic Maps oder Kompaß Verlage zurückgreifen, zumal diese bis auf die Schweizer Karten preiswert sind. Damit kommen für diese Gebiete nur Programme in Frage, die diese Karten-CDs einlesen und dies sind Fugawi und TTQV. Ein Eigenscan wird nur jemand machen, der einen sehr eingegrenzten "Wanderhorizont" hat oder weil er bereits ein zu den Karten nicht kompatibles Programm hat. Aber für einen Neueinsteiger allen Ernstes ein Programm wie Strepla zu empfehlen, das nicht einmal die UTM-Koordinaten der aktuellen Karten der Vermessungsämter verwenden kann, lassen jegliche Objektivität und Realitätsnähe des Verfassers bezweifeln. Mit dieser Berichterstattung wird GPS-Interessenten kein Dienst erwiesen.


    Es ist wirklich abenteuerlich, was roe einem Neueinsteiger da zumutet: Scannen, Umrechnung der Koordinaten mit einem anderen Spezialprogramm und Kalibrieren in einer mangelhaften 2-Punkttechnik. Nein, ein richtiges GPS-Programm wie Fugawi, TTQV oder OZI für Wanderer beherscht eben die gebräuchlichen Parameter. Einerseits weist roe auf die komplizierten gedätischen Grundlagen hin, (Projektion, Gitter, Mapdatum) und anderseits hat er offensichtlich nicht verstanden, dass eine 9-Punkt Kalibrierung, die nur von OZI und TTQV angeboten wird, für den Anwenden oft die einzige Möglichkeit ist, eine Karte unbekannter Projektion mit höchster Genauigkeit zu kalibrieren, weil nur diese die Projektionsverzerrungen automatisch ermitteln kann. Aber wenn jemand empfiehlt: "Im Zweifelsfall und wenn man es nicht so genau nimmt, kann man auch das heutzutage gebräuchlichere WGS84-Datum benutzen", was soll man dazu noch sagen? Immerhin sind die Abweichungen zwischen Kalibrierung mit Potsdam-Datum und WGS84 ca. 180m.


    Auch die Kritik, dass OZI kein Datum "Bessel-Potsdam-Ellipsoid" kennt, ist wohl einer der Oberflächlichkeitsfehler, denn a) habe ich dieses Datum bei Fugawi auch nicht gefunden, dort wurde dies nicht kritisiert und b) gibt es dies gar nicht, weil dies eine eierlegende-Wollmilchsau Wortkreation ist. Gut, dass roe auf Spezialisten vom Landesvermessungsamt zurückgreifen kann. Aber was macht ein Anwender, wenn er eine griechische Karte kalibrieren will, Angaben fehlen oder fehlerhaft sind und die Mailadresse eine Write-Only Mailbox ist (tote Adresse)?


    Auch die Hoffnung, eine Trackaufzeichnung vom PDA am Abend am PC auszuwerten, kann nur jemand haben, der maximal wenige Stunden im Harz spazieren geht, denn ab einer Halbtagestor wird es eng, wenn die Akkus der schönen farbigen PDAs schlapp machen und bei wirklichem Bedarf steht der Anwender trotz modernster Technik orientierunglos im Gelände.


    Die im Fazit geäusserte Hoffnung, dass Strepla mit ein "paar Modifikationen" bei drastisch reduziertem Preis (die Unterstützung der gängige digitalen Karten fehlt auch!) zeigt nochmals die Blauäugikeit von roe, zumal der Anbieter laut der Homepage die Zielgruppe der Wanderer gar nicht ansprechen will. Wenn gleichzeitig einer der führenden Anbieter wie TTQV ausgeschlossen wird, und hier die PPC Realisierung fast abgeschlossen ist, dann wird eindeutig mit verschiedenen Maßstäben bewertet und ist ein Beweis der fehlenden Objektivität, zumal die PPC-Einschränkung willkürlich und untypisch für CT ist. Ja, bei einer Einbeziehung von TTQV wäre es wahrscheinlich eng geworden für die anderen Kandidaten...


    Die Vermutung, roe kennt TTQV nicht, ist nachweisbar falsch. roe hat eine TTQV Lizenz, liest intensiv im TTQV Forum und verfolgt nach seinen eigenen Worten "die Entwicklung beider Programme (Fugawi und TTQV) von Anbeginn bis heute". Dies war ein Schriftwechsel anlässlich eines weiteren glorreichen Artikels von roe, in dem er Alan den Map500 vorgestellt und meinte, Alan müsste mit seinem systemeigenen Karten Vektor-Format offener werden und als positive Beispiele Garmin und Fugawi nannte. roe hat mir übrigens nie beantwortet, wo Garmin mit seinem Kartenformat offener ist und was Fugawi in diesem Zusammenhang an offenen Vektorkartenformaten für den GPS-Empfänger hat. Was er in diesem Zusammenhang noch von sich gegeben hat, ist vielleicht für das Verständnis des aktuellen Tests aufschlussreich: er meinte Fugawi sei mehrere, konstante Entwicklungsschritte um Jahre voraus und er möchte TTQV einen Verriss ersparen. Wer beide Programme kennt, bekommt spätestens hier einen Lachkrampf, wenn es nicht zum Weinen wäre, dass ein langjähriger Redakteur renommierter Technikmagazine (ELRAD uns CT) eine derartige Schieflage hat.


    Noch ein paar Fakten, die Beurteilung überlasse ich den Lesern:
    - roe ist aktiver Segelflieger, man findet ihn in vielen Beiträgen der Newsgroup de.rec.luftfahrt, man findet seinen Namen im Impressum des Luftsportvereins Kreis Osterrode und Strepla gehört zu den Sponsoren des Segelflugs.
    - roe gehört zu den Fugawi Anwendern der ersten Stunde. Seine ersten Beiträge in den Foren finden sich 1996. Übrigens in dem Artikel "Mobile Landkarte, Fugawi-Karten ... für Palm-m500-Serie" CT14/02 kannte roe die Palm Welt noch, wahrscheinlich hatte Fugawi zu diesem Zeitpunkt noch keine CE Komponente. roe lässt auch keine Gelegenheit aus, einen Hinweis auf Fugawi zu geben: Vorstellung der Top50 3D-Karten, CT11/01, also zu einem Zeitpunkt, wo Fugawi diese Karten noch lange nicht lesen konnte.


    Gerhard

  • Schöne, viele Worte. Aber wen interessiert es? Die Leser des Forums wissen was sie an TTQV haben.

  • @anonymos


    Zitat

    Aber wen interessiert es? Die Leser des Forums wissen was sie an TTQV haben.


    Schön für Dich (uns). Und was hast Du oder wirst Du dazu beigetragen, dass derartige Missgriffe angeprangert werden?


    Ich habe parallel einen Usereintrag bei CT beantragt und diesen Artikel dort unterbringen.


    Gerhard

  • Zitat von "Anonymous"

    Schöne, viele Worte. Aber wen interessiert es? Die Leser des Forums wissen was sie an TTQV haben.


    Ich für meinen Teil habe kein TTQV und bin (auch als regelmäßiger CT-Leser) über diesen Beitrag sehr froh.


    Gruß,
    Christop Ruip

  • Usereintrag bei c't ? Als Kommentar zu dem Artikel?


    Und ein Lob für Deinen Artikel Gerhard - da stehen einige Hintergrundinformationen drin, die den "Test" besser verstehen lassen.

    Gruß
    Dietmar

  • das meinte ich - habe da nicht so häufig mitgelesen, aber gibt es bei Kommentaren Reaktionen vom Redakteur oder nur von Lesern?


    Wäre übrigens auch ein perfekter Leserbrief, aber ich denke, der würde gekürzt werden und ob solche Kritik mit aufgenommen wird :roll:

    Gruß
    Dietmar

  • Zitat

    Wäre übrigens auch ein perfekter Leserbrief, aber ich denke, der würde gekürzt werden und ob solche Kritik mit aufgenommen wird


    Die c't druckt oft recht kritische Leserbriefe ab - und nimmt ggf. auch direkt dazu Stellung. Einen Versuch wäre es also alle mal wert.


    Die Länge kann man (=Gerhard) ja schon vorher etwas anpassen - IMHO sollte zB. der Absatz, in dem die bisherigen "Publikationen" des "Redakteures" aufgeführt werden, gestrichen werden - das wirkt dann auch nicht mehr ganz so persönlich...


    just my 2 cents...
    Seppel

  • Hallo Michael,


    ich hatte meinen Beitrag (mit einer Ergänzung) auch im CT Forum unter
    http://www.heise.de/ct/foren/g…msg_id=5898537&forum_id=2 veröffentlicht und auch dort keine Stellungnahme von CT erhalten. Ich habe dann den Redakteur noch direkt auf die Beiträge per Mail aufmerksam gemacht. Redakteur liest still mit, hat aber keinerlei Stellungnahme zu meinen Fakten gegeben. Nachdem roe seine Antwort auch als CC an die Chefredakteure geschickt hat, habe ich mir erlaubt, mit gleichem Verteiler nochmal nachzuhaken. Ich habe ausser einer Empfangsbestätigung noch keine Antwort und möchte in diesem schwebenden Zustand nicht mehr zu den Inhalten sagen.


    Gerhard