Monte Mario oder Rome 1940

  • Hallo Foristen,


    Mein Mittelmeertörn, u.a. zu den Pontinischen Inseln, ist wegen Corona buchstäblich ins Wasser gefallen. Ich wollte während der Reise ein wenig mit QV7, aber auch mit OpenCPN und SEAiq experimentieren.

    Dazu hatte ich neben verschiedenen Karten auch einen Seekartenausschnitt von der Isola di Ponza ausgewählt.

    https://www.pagineazzurre.com/…o/tav-14a-isola-di-ponza/

    Das sichtbare Gitter-Rechteck dieser Karte hat die Koordinaten 40°56’N/13°00’E und 40°52’N/12°56’E.

    Für die Kalibrierung mit QV7 bin ich von einer Mercator-Projektion (bei Seekarten üblich) ausgegangen.

    QV7 bietet wahlweise Monte Mario oder Rome 1940 als Datum an. Beide Datums liefern ein brauchbares Kalibrierergebnis. Bezogen auf den GE-Referenzpunkt Faro della Guardia (Südspitze) ergibt sich mit Monte Mario ein Karten-Offset von 7m/270°, mit Rome 1940 ein Offset von 12m/50°, beide Ergebnisse im Rahmen der Kalibriergenauigkeit und für die Navigation mehr als ausreichend.

    Für OpenCPN und SEAiq benötigt man BSB/kap-files, deshalb eine 3. Kalibrierung mit GM.

    GM hat hier das Datum Rome 1940 [Monte Mario] Greenwich im Programm, das in der erzeugten PRJ aber als Monte Mario bezeichnet wird. Die mit GM kalibrierte BSB Marine Chart hat unerwartet ein Offset von 74m/159°, “een büschen to veel.

    Für mich ergeben sich mehrere Fragen:

    - Worin unterscheidet sich im QV7 das Datum Monte Mario von Rome 1940?

    - Oder sind es 2 Bezeichnungen für ein und dasselbe Datum?

    - Warum weicht die GM Kalibrierung mit Rome 1940 so deutlich von den QV7 Kalibrierungen ab?

    - Verwendet GM hier andere Datumsparameter?

    - Warum bezeichnet die GM-erzeugte PRJ das Rome 1940 Datum als Monte Mario?


    Vielleicht hat im Forum jemand Zeit, Spaß und Muße, sich mit meinen Fragen und bisherigen Erkenntnissen zu beschäftigen.


    Viele Grüsse

    Thomas



    PS: Die eigentliche Navigation läuft natürlich auf Chartplottern mit aktuellem Kartenmaterial nach ENC-Standard

  • Moin Thomas,


    was italienische Karten betrifft, habe ich schon lange keine Lust mehr, mich durch die verschiedenen Varianten und Bezeichnungen bei deren Georeferenzsystem zu wühlen. Aber ich habe ein paar Links für dich:


    http://www.asprs.org/a/resources/grids/08-2005-italy.pdf

    https://epsg.io/?q=monte+mario

    https://www.spatialreference.org/ref/?search=monte+mario


    Für italienische Landkarten kommt meistens was Brauchbares raus, wenn man TM-Projektion mit der passenden Zone und WGS84 als Datum nimmt und die Kalibrierpunkte nicht nach dem Gitter setzt, sondern sie sich aus zuverlässigen Quellen holt. Bei Seekarten wären solche zuverlässigen Quellen die Geokoordinaten der festen Seezeichen, die Projektion ist dir ja bekannt. Kartengitter sind nicht unbedingt zuverlässig, da habe ich schon viele Fehler erlebt.


    Mehr Spaß als mit italienischen Karten hast du in Europa eigentlich nur noch mit welchen vom Balkan, da sieht es zuweilen aus, als hätte jeder Vermesser seine eigene Version vom Hermannskogel genommen.

    Grüße
    Hans


    "The universal aptitude for inaptitude makes any human accomplishment an incredible miracle." (John Paul Stapp)

  • Hallo Thomas,

    wenn Du die Karten in QV7 kalibrierst, schreibt QV7 doch Kalibrierungsinfos z. B. mit prj und gcp Dateien, die problemlos von GM gelesen werden. Schau Dir doch diese Infos dann in GM an und vergleiche die mit der entsprechenden selbsterstellten Kalibrierung in GM. Der Unterschied muss ja dann auftauchen.


    Viele Grüße

    Denis

  • Hallo Hans,


    danke für die Links. Die PE&RS Abhandlung muss ich die nächsten Tage mal durcharbeiten, diese Quelle kannte ich von früher, war mir aber entfallen. Die EPSG-Codes , alle schon mal getestet, bringen auch kein Licht in die Kernfrage nach der Abweichung zwischen QV7- und GM-Kalibrierung.

    Deinen Hinweis feste Seezeichen als Kalibrierpunkte zu verwenden, nehme ich gerne auf. Als zuverlässige Quelle kann ich hier die PUB 113 List of Lights nennen.

    Alternativ könnte man aus den festgestellten Offset-Werten ein Korrektur-Delta für Lat & Lon (naut. Besteckrechnung) rechnen und die Kalibrierung für eine BSB-Chart in GM neu durchlaufen lassen.


    Einen schönen 1. Mai und bis zur nächsten Fragestellung.


    Gruß

    Thomas

  • Hallo Denis,


    danke für Deinen Input.

    QV7 liefert mir hier für die jpg-Karte lediglich einen calx-file, GM erkennt die Karte nur als nicht kalibriert und will mich durch die gesamte Kalibrierroutine führen.

    Für mich war schon lange wünschenswert, daß GM die QV Kalibrierung lesen kann, allerdings habe ich den Startknopf dafür noch nicht gefunden. Nehme da jede Hilfe dankbar an.


    Gruß

    Thomas

  • QV7 liefert mir hier für die jpg-Karte lediglich einen calx-file,

    Hast du QV7 als Standard- oder als Power User-Version? Zumindest die Power-User-Version erzeugt immer eine PRJ- und eine GCP-Datei bei der Kalibrierung und legt sie neben die CALX-Datei:

    snippet.JPG

    Grüße
    Hans


    "The universal aptitude for inaptitude makes any human accomplishment an incredible miracle." (John Paul Stapp)

  • @ Hans

    …mmh, merkwürdig. Habe gerade mit meiner aktuellen QV Version PU 7.4.0.3 noch mal eine Kalibrierung durchlaufen lassen und erhalte wieder nur einen calx-file. Bei meinen älteren Kalibrierungen wurde aber in der Tat immer eine prj, manchmal allerdings ohne Inhalt, sowie eine gcp geschrieben. Ist das eine Einstellungssache?


    @ Denis

    Ich hab mal so eine alte Kalibrierung mit gcp-file in GM geladen, die Karte wird aber total in die Breite gezogen, Seitenverhältnis ~1:2. QV und GM scheinen so noch nicht zu harmon


    Grüsse

    Thomas

  • Ich hab mal so eine alte Kalibrierung mit gcp-file in GM geladen, die Karte wird aber total in die Breite gezogen,

    Dann fehlt die PRJ-Datei, in dem Fall interpretiert GM das als Plattkarte ("Geographic"). Die GCP-Datei enthält nur die nackten Referenzpunkte ("Ground Control Points").

    Grüße
    Hans


    "The universal aptitude for inaptitude makes any human accomplishment an incredible miracle." (John Paul Stapp)

  • Es bleibt mysteriös.

    Wir sind zwar gerade von der eigentlichen Fragestellung weg, aber das Problem der “QV7-GM Kompatibilität“ interessiert vielleicht.

    Dazu habe ich eine meiner schwed. Schärenkarten 1:50.000 gegriffen.

    1. Kalibrierung mit WGS84 und Projektion Mercator liefert nur den CALX-file, mit GM nicht zu öffnen.

    2. Kalibrierung mit WGS84 und Lat/Lon liefert PRJ, CALX und GCP-file mit dem Ergebnis, das GM die Karte breit zieht, wenn ich sie als Geotiff oder BSB Marinechart ausgebe.


    Gruß

    Thomas

  • 2. Kalibrierung mit WGS84 und Lat/Lon liefert PRJ, CALX und GCP-file mit dem Ergebnis, das GM die Karte breit zieht, wenn ich sie als Geotiff oder BSB Marinechart ausgebe.

    Das ist auch richtig so, GM ist ein GIS zum Erstellen und Bearbeiten von Karten und projiziert alle geladenen Kartendaten auf das in der Ansicht eingestellte Gitter. WGS84 lat/lon = Geographic (= Plattkarte = Plate Carrée) = Gitterweite in beiden Richtungen gleich und konstant unabhängig von der Lage auf der Erdoberfläche. Stell die Projektion in GM auf Mercator um (Tools -> Configure - Projection), dann siehst du, was ich meine.

    Grüße
    Hans


    "The universal aptitude for inaptitude makes any human accomplishment an incredible miracle." (John Paul Stapp)

  • Danke Hans,

    diese Info hatte mir gefehlt. Sie klärt zwar noch nicht die Eingangsfrage nach den unterschiedlichen Kalibrierergebnissen mit Monte Mario bei QV7 und GM, bietet aber die Lösung der Frage, wie komme ich zu einer brauchbaren BSB-Chart. Und die sieht für mich jetzt so aus:

    Da das QV7 Monte Mario Datum für die Ponza-Karte geeigneter erschien als das GM Monte Mario, kalibriert man in QV7 mit diesem Datum und Lat/Lon statt Mercator und erhält die files für PRJ, CALX und GCP, liest die Karte in GM ein, ändert auf Projektion Mercator und bekommt dann die für einen Marine-Chartplotter erforderliche BSB-Chart. In meinem Fall hat das geklappt. Praxistest leider erst im nächsten Jahr.

    Bleibt als nächstes nur noch zu untersuchen, ob bei kleinmasstäbigen Mercatorkarten, wo der Breitenabstand stark zunimmt, diese Methode auch funktioniert.


    Gruß

    Thomas